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Der Weg des Buches

Pilgertagebuch

Unterwegs auf dem „Weg des Buches“ mit Helmut Kaindl


Pilgertagebuch Tag 1

Erste Radetappe am 17.5.von Passau bis Schärding

Vom Innspitz, das ist der Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz, geht es gerade über den Passauer Dom St. Stefan und der Heiligen-Geist-Stiftschenke ? hier war Nachmittagsbrotzeit ? zum linken Innufer, das ist die bayerische Seite. Vorbei an Neuburg am Inn und dem Kloster Vornbach treffe ich um 18:00 Uhr in Schärding ein. Witterung freundlich aber sehr windig, starker Nordwestwind. Besuch in der evangelischen Kirche in Schärding, der Kirche am Stein. Eintragung im Gästebuch. Herr Pfarrer Hof hat sich wegen eines Besuches bei Herrn Superintendent Lehner entschuldigt. Im Quartier lasse ich den Tag noch mal vorüberziehen: herrliche Flusslandschaften, wechselreiche Licht- und Schattenspiele, Freude sich aus eigener Kraft fortzubewegen. Ein befriedigender Start für die Pilgerreise. Bis auf morgen, Servus Helmut.

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Pilgertagebuch Tag 2

Zweite Radetappe am 18.5. von Schärding nach Eferding:

In der Früh um 3/48 in der Kirche am Stein. Morgenandacht. Um 8:00 Uhr Abfahrt in Richtung Eferding; leider ohne Begleitung. Das Wetter ist kräftig: Windböen, kalt, immer wieder Regenschauer. So ein Wetter hat auch Vorteile: kein Gegenverkehr, Wildbeobachtungen, manchmal auch schiebender Rückenwind. Um ½ 4 Ankunft in Eferding. Danksagung in der Kirche ohne Turm: im Bethaus. Um 17:00 Uhr erfrischende Gastfreundschaft im Pfarrhaus. Herr Pfr. Hans Hubmer, Frau Vikarin Angelika Petritsch und ich unterhalten uns über den Weg des Buches“, begleitet von herrlichem Most. Nach Aufladung des Akkus geht es ins Quartier.
Ich freue mich schon auf morgen, auf die Route Eferding – Scharten – Wallern.

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Pilgertagebuch Tag 3

Dritte Radetappe am 19.5. von Eferding nach Wallern

Bei strahlender Sonne und empfindlicher Kälte starte ich den Drahtesel in Richtung Emlinger Holz, einem Mahnmal, das an die entscheidende Schlacht 1626 im Bauernkrieg erinnert. Kaiserliche Truppen besiegten die aufständischen Bauern. 6000 Tote waren zu beklagen. Berührt von dieser Historie geht es weiter ins freie Land und 200 Höhenmeter hinauf in die Scharten. Teilweise mit Schiebemotor: der aus zwei gehenden Beinen und den Händen am Lenker besteht. Die Anstrengung wird durch viele Wildbeobachtungen versüßt. Nach dem Besuch der Toleranzgemeinde in Scharten geht es hinunter ins Trattnachtal. Es regnet! Ich erkenne, was eine Windschutzscheibe alles aushalten muss. Mir fehlen leider die Scheibenwischer. Die Zeit zum Trocknen gibt mir der „Dorfwirt“ zu Breitenaich.

Meine letzte Station heute ist die Toleranzgemeinde Wallern und der Besuch des Themenweges „REFORAMTION auf dem Weg“. Beeindruckende Leistung der Pfarrgemeinde Wallern anlässlich der Oberösterreichischen Landesausstellung 2010. Mit einem Gespräch mit sehr engagierten Presbytern der Pfarrgemeinde Wallern endet dieser Tag bei köstlichem Most. Servus Helmut.

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Pilgertagebuch Tag 4

Vierte Radetappe am 20.5. von Wallern über Wels und Schwanenstadt nach Rutzenmoos

Kälte am Morgen, knappe 4 Grad! Wie schütze ich mein >Trinkwasser vor Eisbildung? Mit Schnaps? Nach der Andacht in der Kirche geht es weiter. Fest in die Pedale getreten, um die Betriebstemperatur zu halten. Die Abfahrt von Oberthan nach Wels erinnert mich an eine gutgehende Springelanlage. Die Pfarrgemeinde Wels empfängt mich mit einer Reporterin von der Rundschau. Eine angenehme Gesprächsatmosphäre umgibt uns. Nun geht es entlang der Traun und der Ager über fruchtbares Bauernland und durch dicht gewachsene Auwälder nach Schwandenstadt. Der Fahrtwind msst und trocknet abwechselnd. Nach einem einstündigen Aufenthalt in der Pfarrgemeinde geht es ausgeruht in den letzten Streckenabschnitt nach Rutzenmoos. Während der Besichtigung der Sonderauststellung mit dem Titel "Fröhliche Auferstehung" trockne ich wieder, mache dann noch dem Herrn Pfarrer Rössler v. d. Pfarrgemeinde Rutzenmoos meine Aufwartung und gehe zufrieden einer heißen Dusche entgegen in mein Quartier. Servus Helmut

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Pilgertagebuch Tag 5

Fünfte Radetappe am 21.5. von Rutzenmoos nach Ebensee

Tief verhangener Morgenhimmel ... und niemand begleitet mich! Wo sind sie geblieben - die Kaltduscher, die Froschmänner, die Wasserratten?

Kaum ein paar Kilometer gefahren, setzt der Original-Salzkammergut-Dauerregen ein. Meine erste Trockenlegungsstation ist in Pinsdorf. Froh wieder auf das frisch gewaschene Rad zu steigen, geht es angenehmer Weise hinunter nach Gmunden. In der Kirche halte ich Andacht und höre dabei Orgelmusik. Ich fühle mich beschenkt und beglückt! Mittags bin ich bei einem Freund eingeladen.

Ein Freund, eine warme Stube, heißes Essen: Was sind das doch auf einmal für wertvolle Güter!

Der Regen und ich, beide gleich hartnäckig, radeln un strömen bis Ebensee. Dort besichtige ich die Gnadenkirche der Tochtergemeinde von Gmunden. Herr Presbyter Loidl nimmt sich eine ganze Stunde Zeit für mich, um mir Kirche und Gemeinde vorzustellen. Eine berührend initiative Gemeinde! Und jetzt auf zum Trockenkurs ins Quartier! Gute Nacht, Helmut

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Pilgertagebuch Tag 6

Erster Wandertag am Samstag, den 22.5. von Ebensee nach Bad Ischl
Helmut's Eintrag fehlt leider von diesem Tag (können wir ihn noch bekommen, lieber Helmut?)

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Pilgertagebuch Tag 7

Zweite Wanderetappe am Pfingstsonntag, den 23.5., von Bad Ischl nach Hallstatt

Wir waren Gäste bei der Pfarrgemeinde Bad Ischl. Herr Pfarrer Dankfried Kirsch bot uns die besondere Gelegenheit sogar im Pfingstgottesdienst über den Weg des Buches zu sprechen. Auch anschließend herrschte beim Kirchenkaffee großes Interesse an dem Projekt.

Bei sonnigem (!) Wetter zogen wir weiter. Es ging entlang der Traunauen über Lauffen bis zur Rossingmühle, einem urigen Gasthaus an der Traun.

Wir trafen wieder mit den zwei Radlerinnen Gretl und Otti zusammen ... da waren dann auch gleich wieder die schon gewohnten dunklen Wolken am Himmel zu sehen. Was als Sprinkelanlage begann, wurde wieder zu ganzen Löschzügen. Durchgeweicht erreichten wir Hallstatt. Die Sehnsucht nach einer heißen Dusche, nach einem warmen Essen und einem kalten Bier war groß. Was für ein Segen, sich diese Wünsche erfüllen zu können!

Am Abend genossen wir dann den Blick auf den See. Wir genossen ihn doppelt, weil wir nämlich unter einem schützenden Dach standen, auf das der Regen nur so trommelte. Servus, euer Helmut

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Pilgertagebuch Tag 8

Dritte Wanderetappe am Pfingstmontag, den 24.5., von Hallstatt nach Gosau

Herr Pfarrer Iven Benck der Pfarrgemeinde Hallstatt hält für uns fünf, also für Gretl, Otti, Maria, Bettina und mich, eigens eine Morgenandacht und entlässt uns dann mit dem Pilgersegen. Nun trennen sich unsere Wege: Die Radlerinnen Gretl und Otti verlassen uns, wie schade! Wir drei anderen packen nun den ersten alpinen Teil. Bei herrlichser Sonne - ein völlig neues Erlebnis für uns - heben wir unsere Körper um 1000 Höhenmeter auf die Rossalm. Dort hatten wir eine wunderschöne Rast bei sehr einladenden Wirtsleuten. Ein neues Lebensgefühl nach einer Woche Schlechtwetter ist wohltuend spürbar: im Freien sitzen, Sonnencreme, Sonnenbrille und kurze Hose. Herrlich. Der Akku schnurrt vor Vergnügen.

Nach acht Stunden treffen wir in unserem Quartier in Gosau ein.
Ein gewaltiger Tag und ein besonderes Gefühl, das erste Mal von innen nach außen und nicht umgekehrt nass geworden zu sein. Der Gosaukamm macht uns schon aufmerksam auf die nächste Herausforderung.
Wir werden gerüstet sein. Servus, Helmut

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Pilgertagebuch Tag 9

Der erste RUHETAG am Dienstag, den 25.5.

Maria ruht.

Bettina erwandert die Umgebung von Gosau und ich führe an meinem Ruhetag eine Gruppe von Bad Goisern nach Hallstatt. Bin also kurz im Rückwärtsgang unterwegs und denke mir, endlich mal wieder Hallstatt ... oder schon wieder?
Herr Pfarrer Dirk Fiedler von Gosau nimmt mich am Nachmittag wieder mit in seine Gemeinde und es kann weitergehen, zumindest mit der Planung. Lothar hat sich unserer Gruppe angeschlossen. Beim Brandwirt (2009 "Herberge" der gesamtösterreichischen PfarrerInnentagung der Evang. Kirchen in Österreich) besprechen wir die kommenden zwei Etappen. Die Wegbeschaffenheit, das als unbeständig angekündigte Wetter und die jeweiligen Bewirtschaftungen sind unter einen Hut zu bringen.

Morgen um 8.00 Uhr geht es los zur Hofpürglhütte, die auf 1705 m liegt.
Wir sind alle gespannt. Servus, Helmut

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Pilgertagebuch Tag 10

Vierte Wanderetappe am Mittwoch, den 26.5., von Gosau auf die Hofpürglhütte (1705 m)

Endlich im Gebirge - 18:00 Uhr auf der Terasse der Hofpürglhütte. Rundherum schwarze Wolken, die die Bergspitzen bedecken: den Dachstein, den Röttelstein, die Niederen Tauern, das Tennengebirge, den Goasukamm. Nichts von ihnen zu sehen. Es blitzt und donnert, es beginnt dick zu tröpfeln. Die warme Stube im Hintergrund. Dann geht es richtig los. Bloß hinein und auf die Ofenbank.

Um 8:00 Uhr sind wir aufgebrochen: Maria, Bettina, Lothar und ich. Unser Weg führt über die Gablonzer Hütte, die Stuhlalm und den einmaligen Gosaukamm. Schwül und windig ist es, wiederholt müssen wir Regenschauer hinnehmen und vom Weg her manche Herausforderungen wie gröbere Winterschäden und Querungen von Schneefeldern. Wir sind die einzigen, die auf der Hofpürglhütte übernachten. Draußen tobt das Unwetter, drinnen bullert der Ofen, gluckern die Getränke, prasselt das Fleisch in der Pfanne. Was für ein Gefühl der Geborgenheit! Nicht hoch genug zu schätzen! Helmut

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Pilgertagebuch Tag 11

Fünfte Wanderetappe am Donnerstag, den 27.5., von der Hofpürglhütte nach Ramsau am Dachstein

Wir hatten dann trotz aller abendlichen Wärme eine sehr kalte Nacht in der Hofpürglhütte. Als die ersten Übernachter in dieser Saison waren wir sozusagen die Vorwärmer für all jene, die nach uns noch kommen. Bei Sonne und Windstille stiegen wir, Maria, Bettina und ich zur Unteren Oberhofalm ab, um dann wieder 500 m zum Sulzenhals aufzusteigen. Wir haben immer wieder recht heikle Schneepassagen. Vom 1800 m hohen Scheitelpunkt entkommen wir rechtzeitig dem Nebel. Hinunter auf 1400 m und dann wieder hinauf auf über 1600 m, es setzt starker Regen mit Donnerbegleitung ein.
Endlich auf der Glösalm: heiße Suppe, kaltes Bier! Eine Hochschaubahnwanderung geht zu Ende: Hofpürglhütte (1705m) - Oberhofalm (1300 m) - Sulzenhals (1820 m) - Bachlalm (1400 m) - Neustattalm (1600 m) - Glösalm (1500 m) - Ramsau (1100m).

Mit Wäsche-, Kleider-, Rucksack- und Körpertrocknung endet dieser alpine Pilgertag.
Gute Nacht, euer Helmut

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Pilgertagebuch Tag 12

Sechste Wanderetappe am Freitag, den 28.5., von Ramsau am Dachstein nach Schladming

Heute gehen wir es richtig gemütlich an. Wir machen einen Morgenspaziergang in der Sonne (!) und gönnen uns ein gemütliches Frühstück. Um 10:15 Uhr kommen fünf PilgerInnen aus Linz dazu: Wilma, Kathi, Helma, Gretl und Hans. Außer Gretl kommen sie alle vom Evangelischen Studentenheim Linz Dietrich Bonhoeffer. Nach dem gemeinsamen Begrüßungskaffee und einer Hofbesichtigung wandern wir über Kulm, zumTeil auf schmalen Waldsteigen, hinunter nach Schladming. Das Ganze schaffen wir in drei Stunden. Der Nachmittag dient uns für die Organisation der kommenden Tage: die Überquerung der Schladminger Tauern über den Znachsattel nach Tamsweg. Das Wetter und die Wegbeschaffenheit sind alles andere als erfreulich. Wir beschließen, den Aufstieg zu wagen und jederzeit umzukehren, wenn nötig.

Vielleicht gelingt uns ja der Weg über den Sattel (2060 m)? Mal sehen. Erzwingen werden wir aber nichts.
Bis morgen, euer Helmut

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Pilgertagebuch Tag 13

Siebte Wanderetappe am Samstag, den 29.5., von Schladming nach Tamsweg (nicht zur Preintalerhütte)

Das Wetter bleibt weiterhin labil: windiges Schauer-, Sonnenflecken-, Kühlwetter. Wir sind wieder zu dritt: Maria, Bettina und ich. Wir drei lassen uns von den Außenverhältnissen nicht abschrecken. Der Tälerbus führt uns bis zur Ursprungsalm. Die Überschreitung der Niederen Tauern ist derzeit nur über den Znachsattel (2059 m) möglich. Unser Aufstieg über 500 Höhenmeter: fast überwiegend über Schneefelder und bei unfreundlicher Witterung. Immerhin zerreißt der Wind immer wieder die Wolken und gibt kurzfristig prachtvolle Panoramen frei. Wir schauen aber dennoch so schnell wie möglich in das schützende Znachtal zu kommen! Da die Markierungen unter dem noch vorhandenen Schnee versteckt sind, ist auch der Abstieg ein echter Orientierungslauf, der immer wieder von Wildwasser-Übersprungs- und Querungs-Disziplinen unterbrochen wird. Nach sechs Stunden Gesamtzeit im Gelände erreichen wir erneut eine Bushaltestelle. Bis zum nächsten Kurs haben wir gerade noch Zeit für ein zischendes Getränk. Der Bus bringt uns zu unserem Quartier nach Tamsweg. ...

Die Klimaerwärmung haben wir uns anders vorgestellt!
Soweit für heute, euer Helmut

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Pilgertagebuch Tag 14

Helmut's 2. Ruhetag am Sonntag, den 30.5.

Hoffentlich hat er ihn auch für seine höchst persönliche Erholung nutzen und alles wetterbedingte Ungemach ein wenig vergessen können.

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Pilgertagebuch Tag 15

Achte Wanderetappe am Montag, den 31.5. von Tamsweg nach Burg Finstergrün - Ramingstein

Nach einem geruhsamen Sonntag in Tamsweg geht es gemütlich weiter, was das Gelände betrifft. Ungemütlich ist aber weiterhin das Wetter. Ich ziehe den Weg der Mur entlang vor, der einigermaßen geschützt ist. Seit langem bin ich wieder allein. Meine Begeliterinnen wollen sich bei besseren Wetterbedingungen wieder einklinken. Immer wieder die reißende Mur querend, taucht mächtig die Burg Finstergrün vor mir auf. Da mir sämtliche Nahrungsquellen im Ort verschlossen bleiben, steige ich sogleich hinauf mit der Hoffnung auf eine Burg-Jause und ein Burg Bräu. Sie wurde erfüllt! Der Burgvogt führte mich durch den gewaltigen und eindrucksvollen Bau, mit vielen Geschichten über das Bauwerk ganiert. Nach dem Abstieg beziehe ich Quartier im Ort Ramingstein.

Wegen des nach wie vor stürmischen und nassen Wetters werde ich morgen im Tal bleiben und mit der Murtalbahn nach Murau fahren. Mittwoch geht es dann weiter in den Süden.
Es grüßt euch, euer Helmut

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Pilgertagebuch Tag 16

Am Dienstag, den 1.6. fährt Helmut von Tamsweg nach Murau mit der Murtalbahn, einer Kleinspurbahn, die seit 1894 in Betrieb ist. Das Wetter macht es möglich bzw. notwendig. Er kehrt am Abend zurück nach Ramingstein.

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Pilgertagebuch Tag 17

Neunte Wanderetappe am Mittwoch, den 2.6.

Ramingstein - St. Margarethen - Bundschuhtal - Dr. -Josef-Mehrl-Hütte - Nockalmhof
Wegen der ungebrochen extremen Witterung - starker Wind um Null Grad - muss ich die alpinen Leckerbissen der 11. Weg-des-Buches-Wanderetappe von Ramingstein auf die Gstoßhöhe zum Kleinen Königstuhl, der Karneralm und der Klölingscharte (2116 m) hinunter zur Dr.-Josef-Mehrl-Hütte umgehen.

Das heißt für mich, ich muss zurück nach Tamsweg und wieder nach St. Margarethen, von dort ins Bundschuhtal hineinschlüpfen und in einsamer Gegend auf asphaltierter Straße 700 Höhenmeter zur Josef-Dr- Mehrl-Hütte machen.
Es zieht entsetzlich, der kalte Wind, garniert mit Schneeregen-Schauern, frisst sich in meine Haut. Nahrung für mein Immunsystem. Nach viereinhalb Stunden bin ich endlich auf der Dr.-Mehrl-Hütte (1730 m). Nach einer erquickenden Infusion steige ich in einer Klamm nach Innerkrems ab, um dann gleich wieder 300 Meter zum Tagesziel, dem Nockalmhof, aufzusteigen.

Morgen muss ein Puffertag für die Beendigung der Umgehungsstrategie angesetzt werden. Es sind 25 Kilometer zur Prießhütte abzuwandern. Dann geht es nach Plan weiter. Liebe Grüße Helmut

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Pilgertagebuch Tag 18

Zehnte Wanderetappe am Donnerstag, den 3. 6.

Nockalmhof - Nockalmstraße - Mayerlingalm - Falkertsee

Im Morgengrauen werfe ich einen Blick aus dem Hüttenfenster: Alles glänzt vor Nässe. Die Schneegrenze liegt bei zirka 1900 m, es ist kalt. Die Sehnsucht nach dem "sonnigen Süden" wird heute meine Begleiterin sein. Als Ziel nehme ich mir den Falkertsee vor. Ich verdränge auf dem Weg dorthin den Ausdruck "endloser Straßenhatscher". Er bekommt das Stoppschild und ich genieße den immer prächtiger werdenden Rundblick. Hie und da ist ein blauer Fleck zwischen den Wolken zu sehen. Es scheint sich um ein Stück Himmel zu handeln! Ich bin froh, nicht auf verschneiten, vom Sturm umtosten Graten zu wandeln und versüße mir die Monotonie des Asphaltbandes mit vielen "Abschneidern". Nach fünfeinhalb Stunden kehre ich in die Glockenhütte ein. Sie ist gefüllt mit zwei Autobussen. Ich beneide niemanden. Ich schäle mich aus meiner mehrteiligen Warmhaltepackung heraus und lehne mich mit dem Rücken an den Kachelofen. Mich erfüllt das Glück, dass das Überwinden von Widrigkeiten, das Weg-des-Buches-Erlebnis noch mehr vertieft. Sturm und Schnee bewegen mich dazu, auf den kürzestenen Weg zum Falkertsee, direkt von der Glockenhütte über einen Bergrücken, zu verzichten. Ich gehe 200 Höhenmeter auf der Straße bergab und zweige dann Richtung Falkertsee rechts ab. Ein wunderschöner Waldweg entlohnt meine Entscheidung für den längeren Weg. Windgeschützt und bei nur leichtem senkrecht fallenden Regen, mache ich eine Rast auf der letzten Almhütte vor meinem Anstieg auf eine Schneid zum Falkertsee. Beim Aufstieg schlägt mir die ganze Trostlosigkeit einer ver- und aufgelassenen Goldgräbersiedlung entgegen. Werde ich diesmal keine Unterkunft bekommen und noch zwei bis drei weitere Stunden nach Wiedweg weitergehen müssen? Nein, ich habe Glück! Eine Hütte steht doch offen; allerdings nur bis 18.00 Uhr. Gerade noch Zeit genug für einen kräftigen Erdäpfelschmarren mit Bierberieselung und einem ganz zufällig anwesenden Ehepaar, das mir ein Zimmer bei sich anbietet. Der Wirt hat mir nämlich diesbezüglich nichts und niemanden empfehlen können.

In einem gemütlichen Zimmer mit Kachelof beende ich die längste Etappe meiner bisherigen Wanderung. Morgen ist Ruhetag. Am Samstag werde ich meine erste Gratwanderung über den Rödres Nock (2310 m) nach Wiedweg wagen. Schönwetter ist angesagt. Ich bin wohlauf, euer Helmut

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Pilgertagebuch Tag 19

Gastfreundschaft am Weg des Buches:

Freitag, den 4.6. verbringt Helmut einen Tag bei dem schon erwähnten Ehepaar, bei dem er Unterschlupf fand, bevor er am Samstag über den Rödres Nock (2310 m) nach Wiedweg weiterwandert- hoffentlich bei gutem Wetter ...

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Pilgertagebuch Tag 20

Elfte Wanderetappe am Samstag, den 5.6.

20. Tag, 5. Juni, ein strahlend heller Morgen am Falkertsee. Heute geht es über den Rödres Nock nach Wiedweg.
Ich wühle in der untersten Schublade meines Rucksacks und finde eine kurze Hose, einen Sonnenkopfschutz und eine Sonnencreme. Das alles hatte ich zuletzt vor 12 Tagen gebraucht. Ob die Sonnencreme auch gegen Frostbeulen geholfen hätte? Hochsommerlich "outdoordressed" beginne ich den Aufstieg auf den Rödres Nock. Nicht nur ich, auch die Natur schenkt mir neue Lebensfreude. Ich höre und beobachte die pfeifenden Murmeltiere (auf kärntnerisch "Mankalan") und zwei schnarrende, sich bekämpfende Schneehähne. Der Sieger trat die danebenstehende Henne. Ich stolperte fast über einen Junghasen, der sich in der Sasse, auf seine Tarnung vertrauend, duckte.

Gewaltiger Ausblick vom Rödres Nock: die Karawanken, die Karnischen, die Lienzer Dolomiten, die Hohen und die Niederen Tauern. Berührt und ergriffen halte ich eine Andacht beim Gipfelkreuz. Nach all meinen Entbehrungen an Wärme, Trockenheit und Ausblicken - jetzt plötzlich diese volle Prachtentfaltung der Schöpfung! Auf dem Weg weiter ins Tal nach Wiedweg war einmal ein Stacheldraht, ein Elektrozaun und ein Holzgatter, jedesmal mit größter "Zwickelgefahr", zu überklettern. Der ewige Konflikt zwischen Weide- und Tourismusinteressen ist ein Problem vor allem für kurzbeinige Wanderer.

Jetzt habe ich in Wiedweg Quartier bezogen und mir an einem bunt gemischten Tisch (mit "Alt"-Protestanten, einem Mitglied der hiesigen Bergrettung und zwei Wanderern) zwei Botanic-Getränke zur Stabilisdierung plus einer echten carinthischen Frigga (Speck, Käse und Eier aus der Pfanne) einverleibt. Heute treffe ich mich noch mit Herrn Pfarrer Träger und morgen nehme ich am Festgottesdienst zum Thema "Der Weg des Buches" in Feld am See teil.

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Pilgertagebuch Tag 21

Sonntag, 6. Juni:

Helmut wird von Herrn Pfarrer Uwe Träger von Wiedweg nach Feld am See gefahren. Dort hält Senior Michael Guttner einen Weg-des-Buches-Gottesdienst. Später bringt er Helmut wieder zurück nach Wiedweg.

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Pilgertagebuch Tag 22

Zwölfte Wanderetappe am Montag, den 7. Juni von Wiedweg nach Arriach:

Für die 2. Tageshälfte sind Gewitter angesagt. Davor kann ich mich mit frühem Aufbruch schützen, d.h. für mich 5 Uhr Tagwache und 6 Uhr Abmarsch. In einem gleichmäßigen Anstieg, anfangs auf Forststraßen, dann im Gelände, spule ich die 1100 Höhenmeter auf den Wöllaner Nock (2145 m) ab. Meine Gedanken lasse ich noch am Vortag, am Gottesdienst in Feld am See, der dem Weg des Buches gewidmet war, an der herzlichen Anufnahme seitens des Pfarrers Senior Michael Guttner und seiner Pfarrgemeinde, am Wiedersehen mit Gerhild Carlström, die als Mitarbeiterin vom "Weg des Buches" Etappen in Kärnten beschrieben hat und an dem Treffen mit Bibi, dem Bruder meiner Gattin, hängen. Es war ein Tag der Begegnungen. Wie wertvoll sie und die mit ihnen verbundenen Eindrücke werden, wenn man alleine pilgert!

Vom höchsten Punkt der heutigen Tour geht es weiter ins nächste Tal nach Arriach, 1250 m hinunter: von der Wegbeschaffenheit her genussvoll, wieder hauptsächlich Forststraßen, das Wetter heiß bis schwül. Es braut sich etwas zusammen. Noch genieße ich die Wärme auf meinem Pelz, die kurze Hose und das Tragen der Sonnenbrille. Es sind einzigartige Wohltaten, wenn ich an den kalten und nassen Norden zurückdenke. In mir steigen wieder Ernte-Dank-Gefühle auf, Entbehrungen werden zu Notwendigkeiten, um die alpinen Leckerbissen um so mehr schätzen zu können. Ich halte meine Andachten jetzt immer an den Gipfelkreuzen, unbehelligt von Sturm und Regen, nahe der Schöpfung. Die Einsamkeit macht mich frei! Knapp vor Arriach muss ich noch durch unruhige Pferde- und Kuhherden hindurch und vorbei an einem "depperten" Hofhund. Mein Pilgerstab hat gewonnen. Alle scheinen schon das nahende Gewitter zu spüren. Nach Quartierbezug in Arriach und Körperpflege von innen und von außen, verbringe ich noch eine gute Stunde im Gartenzelt mit Herrn Pfarrer Eckhard Fandrey. Bei Getränken und starkem Gewitterregen unterhalten wir uns über den Weg des Buches.

Während ich diese Zeilen schreibe, bricht und kracht das nächste Gewitter über Arriach herein. Wie wohl ist mir, in einer geschützten Werkstätte zu sitzen. Wie gut, so bald von Wiedweg aufgebrochen zu sein! Soweit für heute, euer Helmut.

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Pilgertagebuch Tage 23 und 24

Dreizehnte Wanderetappe am Dienstag, den 8. Juni von Arriach nach Feld am See
und am Mittwoch, den 9. Juni ein Ruhetag in Feld am See

Was ich heute während meiner Pilgerschaft erleben durfte, war für mich vor einer Woche noch unvorstellbar! Am frühen Nachmittag habe ich mein Etappenziel erreicht, ich SCHWIMME im Brennsee (Feldsee) und liege im SCHATTEN auf der Strandwiese. Mir ist durch und durch wohlig warm. Die neben mir perlende Hopfen-Kaltschale rundet mein Wohl-Leben ab. Alle bisher erlebten Entbehrungen durch die Wegbeschaffenheiten und das Wetter schlagen ins Gegenteil um. Es beginnt eine Art Erntezeit. Der "Weg des Buches" ist hier in Kärnten schon gut bekannt, die mir begegnenden Menschen sind mit den Themen, die mit dem Weg verknüpft sind, bereits vertraut(er) und engagiert(er). Nach meiner schon alltäglichen Kurzpräsentation des "Weg des Buches" bei meinen Quartiergebern geht es gemütlich hinunter nach Afritz. In der dortigen Evangelischen Kirche halte ich meine tägliche Andacht, bei der ich immer wieder von Neuem über den Segen, der auf meiner Pilgerschaft ruht, tief berührt bin. Lauschige Pfade direkt neben dem Afritzer See führen mich zum Erlacher Wirt, einem unverfälschten Kärntner Gasthaus. Eine Einkehr ist unvermeidlich. Die Wirtin empfiehlt mir "Murauer", was das auch immer sein soll, es schmeckt herrlich.

Morgen ist wieder ein Ruhetag, vollgefüllt mit Aktivitäten. Die alpinen "Wintersachen" werden nach Hause geschickt. Das heißt, ich habe wieder 2 kg weniger in meinem Rucksack.. Die Wäsche wird gewaschen, ein Friseur gesucht und eine Massage gebucht. Am Abend bin ich Gast bei Pfarrer Guttner. Ich werde im Pfarrsaal einen Vortrag über den "Weg des Buches" halten. Zwischen all meinen Aktivitäten werde ich SCHWIMMEN. Eine Köstlichkeit! Für Donnerstag ist stabiles Hochsommerwetter angesagt. Der Mirnock ruft!

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Pilgertagebuch Tag 25

Vierzehnte Wanderetappe am Donnerstag, den 10. Juni von Feld am See nach Fresach

Um 5 Uhr läutet mein Handy. Hocherfreut über meine gelungene Programmierung begrüße ich den jungen Tag, der mir den letzten alpinen "Leckerbissen"meiner Pilgerreise bieten wird: Die Überschreitung des Mirnocks (2110 m) steht auf dem Programm. Um 6 Uhr ist Treffen auf der Lutherrose vor der Kirche am Feld am See. Meine Begleiterinnen sind Anita, Helga und Ilse. Herr Pfarrer Guttner schickt uns nach einer kurzen Andacht mit dem Pilgersegen auf den Weg. Nach viereinhalbstündigem Aufstieg werden wir mit einer prachtvollen Rundumsicht belohnt. Die Julischen, die Karnischen, die Hohen Tauern und die Nockberge zeigen uns ihre Referenz. Der Dobratsch steht in Augenhöhe direkt vor uns. Es ist für mich immer wieder überwältigend, so nahe der Schöpfung zu sein. Dankbar lasse ich die letzten Tage an mir vorüberziehen: da sind die Gastfreundschaft und das Interesse für den Weg des Buches der Pfarrer der Gemeinden in Wiedweg, Arriiach und Feld am See, der gut besuchte Gemeindesaal mit den Vertretern aus Toursimus, Gastgewerbe, Kirche und Landesaustellung Fresach bei meiner gestrigen Präsentation über Ursprung, Geschichte und den Wanderverlauf vom Weg des Buches.

Nach ebenso langem Abstieg wie Aufstieg nach Fresach mit einer Rast auf der Gingerhütte, bei der wir auf eine vierköpfige Pilgergruppe treffen, erreichen wir den schattigen Gastgarten des Dorfwirtes in Fresach. Nach einem Treffen mit Herrn Onitsch, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Landesausstellung Kärtnen Fresach 2011, werde ich von ihm zu meinem Quartier auf den Mitterberg geführt.

Nach einem stimmungsvollen Abend mit Herrn Pfarrer Schey und den Hausleuten Heidi und Jakob endet wieder ein erfüllter Tag.

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Pilgertagebuch Tag 26

Fünfzehnte Wanderetappe am Freitag, den 11. Juni von Fresach nach Stockenboi

Tag der Hausmannskost: ein Tag ohne Frühstücksbuffet, ohne Speisekarte, ohne Großmarktprodukte.
Frühstück am Bauernhof um 6:30 mit Butter, Brot, Speck, Käse, Leberwurst - alles am Hof erzeugt.

Um die Mittagszeit, zwischen Ziebl und Gasthaus Wassermann, führt uns Petra, verantwortlich für den Naturpark Weißensee über drei private Stationen mit Getränken und Hof-Bäckereien, beim Gasthof Wassermann gibt es dann eine Kärntner Jause vom Feinsten. Danach folgt ein Ausflug zur versteckten Hundskirche mit Abschluss beim Bauern am Boden, dort Bewirtung mit köstlichem Most.

Die Wanderung von Fresach zum Gasthof Wassermann in Stockenboi eröffnet uns die verschiedensten Landschaftsbilder: Der Abstieg ins Drautal führt durch gepflegten Hochwald, entlang der Drau bis zur Mauthbrücke genießen wir Einblicke ins Hochgebirge, der Aufstieg ins Tal zum Weißensee über Zlan führt vorbei an verschiedenen Bergbauernhöfen, die bis auf 1200 m liegen, und dann folgt der Abstieg zum Gasthof Wassermann, meinem heutigen Quartier.

Wir sind eine fröhliche Gruppe. Ich bin von fünf MitwanderInnen beschirmt: da sind Anita und Ilse, die mich seit Feld am See begleiten, Petra, noch eine Anita und Hans, die mir - jeder auf seine Art - ihre Heimat näher bringen. Ich freue mich über die Bandbreite meiner Erfahrungen. Ich gehe gern allein und genieße Begleitung. Ich nehme alles auf, was sich eröffnet. Allein die heutigen Begegnungen formen mich durch Dankbarkeit und Bescheidenheit. Ich genieße das Angenommen werden, denn Gastfreundschaft kann man nicht einfordern. Ich freue mich auf den Morgen. Die Welt ist so reich!

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Grußwort von Altbischof Mag. Herwig Sturm

In einer Mail schickte Senior Mag. Michael Guttner, Pfarrer in Feld am See, am 11. Juni folgende Mail an Helmut Kaindl :
Lieber Herr Kaindl!

Schicke Ihnen zum Nachlesen den in der Kirche in Feld am See beim Gottesdienst am 6.6.2010 verlesenen Brief von Bischof i. R. Mag. Herwig Sturm.
Schön, dass Sie bei uns Station gemacht haben und sich wohlfühlten. Dank auch für den Vortrag am gut besuchten Gemeindeabend ...
Liebe Grüße!
M. Guttner

Liebe Gottesdienstgemeinde in Feld am See,
lieber Helmut Kaindl und Mitpilgernde,
im Geist bin ich jetzt bei Euch; eigentlich wollte ich persönlich dabei sein, wenn der Weg des Buches und die Pilger auf diesem Weg ein Thema in Eurem Gottesdienst sind. Nun helfe ich heute in Arnoldstein aus und schicke Euch meine Grüße vom Ziel dieses Pilgerweges. Im Geiste und im Internet habe ich Herrn Kaindl und seine Mitpilgerinnen und -pilger schon bisher begleitet und restlos bewundert, wie Ihr bei nicht enden wollendem Schlechtwetterdoch den Weg der Bibelschmuggler weitergegangen seid, so als hättet Ihr tatsächlich diese kostbare Fracht zu den Menschen zu bringen. Ihr tut das allerdings in einer neuen Weise: Indem Ihr an den Glaubensmut der Frauen und Männer erinnert, die unter großem Einsatz und Gefahren die Bibel in unser Land geschmuggelt haben und indem Ihr selber für jeden Abschnitt dieses Weges einen Abschnitt aus der Bibel lest und bedenkt, macht Ihr deutlich, dass die Bibel auch heute Kraft gibt und uns auf den Weg bringt; auf den Weg miteinander und zueinander, auf den Weg des Staunens über die wunderbare Schöpfung und zum Lob und Dank an den dreieinigen Gott.
Ich danke auch den Gemeinden, die Euch begrüßt und freundlich aufgenommen haben – auch heute. Und wünsche Euch Sonne, gute Verfassung, Freude an dem weiteren Weg und in allem Gottes Segen.
Herzliche Grüße
Euer Herwig Sturm

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Pilgertagebuch Tag 27

Sechszehnte Wanderetappe am Samstag, den 12. Juni von Stockenboi (Gasthof Wassermann) nach Weißbriach

Das erste Missgeschick nach 26 Tagen Pilgerschaft auf dem Weg des Buches. Eine Zehe bleibt am Bettfuß hängen, die Folge: Schmerz, Ärger, Schwellung. Trotzdem Losziehen in Richtung Weißensee Ostufer, Schuhwechsel an der Anlegestelle "Dolomitenblick", Bergschuhe in den Rucksack, vorsichtiges Anlegen der Sandalen, Besteigen des Schiffes nach Techendorf ... so rette ich die angeschlagene Zehe bis ans Ziel nach Weißbriach. Die Hitze drückt von oben und auch von unten durch die dünnen Sohlen der Sandalen.

Um 14 Uhr am Ziel. Dort erfolgt die Fuß-, Wäsche- und Körperpflege, wie immer innen und außen. Nach diesen erholsamen Erledigungen besuchen mich Herr Pfarrer Moshammer und um 18.30 Uhr auch Helli Thelesklaf aus Jenig im Gailtal. Sie zeigt mir mit ihrem Auto und mit der Landkarte eine neue Variante nach Hermagor, nämlich unter Einbeziehung der Gailtaler Orte Treßdorf, Watschig und Möderndorf - eine absolute Bereicherung dieses großartigen Weg des Buches!
Nach einer "Jaus'n auf spat" komme ich müde und bereichert von den vielen Eindrücken in
mein Quartier. Hoffentlich lässt mich mein Fuß morgen gehen!

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Pilgertagebuch Tage 28 und 29

Siebzehnte Wanderetappe am Sonntag, den 13. Juni von Weißbriach nach Hermagor,

Ruhetag am Montag, den 14. Juni in Hermagor

Ja, es geht wieder! Vorsichtig eingehüllt und eingecremt trägt mich der gekränkte Fuß. Ich bin glücklich, denn wie schnell kann ein Plan, eine Aktivität doch kippen!

Um 9.00 Uhr Gottesdienst in Weißbriach. Christa, meine Schwester, und ihr Mann Ulrich erwarten mich vor der Kirche. Sie begleiten mich bis Hermagor und werden dort den morgigen Ruhetag mit mir verbringen. Ein sanfter Tag ist heute auf meiner Seite: bequeme Wege, vertraute Mitmenschen, eindrucksvolle Blicke, malerische Landschaftsbilder. Auch die "Schlapfen" mit dem umhüllten Patienten halten zu mir. Am Ende des heutigen Tages sehe ich den abschließenden Etappen wieder mit Freude entgegen.
Gute Besserung, lieber Helmut!

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Pilgertagebuch Tag 30

Achtzehnte Wanderetappe am Dienstag, den 15.6. von Görtschach nach Nötsch

Liebe Tagebuch-LeserInnen!

Ihr werdet euch fragen, wo dieses Görtschach ist? Warum nicht Hermagor, sondern Görtschach? Ganz einfach: Meine Schwester und ihr Gatte, Christa und Ulrich, wohnen einige Monate im Jahr in Görtschach, das zwischen Hermagor und St. Stefan im Gailtal liegt. Dort verbrachte ich meinen gestrigen Ruhetag und besorgte mir auch von dort aus in Hermagor neue Wandersandalen für meinen noch immer empfindlichen Fuß und schickte unnötig gewordenen Balllast nach Hause (mein Rucksack wiegt nur noch 8 kg). Ich badete im Presseggersee, genoß Hausmannskost und Familenpflege. Dankbar für die Geborgenheit verlasse ich gemeinsam mit Ulrich, Christa und Hilde (auch ein Familienmitglied aus Villach) das gastfreundliche Haus.

Die Wanderung nach Nötsch - teils oberhalb, teils entlang der Gail - durch Busch- und Auwald, entlang von Wiesen und Feldern, ist ein einschichtiges, abwechslungs- und lehrreiches Erlebnis. Meine BegleiterInnen sind nicht nur orts- und geschichtskundig, Hilde ist noch dazu eine perfekte Botanikerin. Über uns dräuen schwere Regenwolken, schwül drückt die Hitze auf uns. Der mächtige Bergstock des Dobratsch rück immer näher. Nur leichte Regentropfen begleiten unseren Zieleinlauf in Nötsch. Heute Abend werden wir noch eine Andacht, gehalten von Frau Pfarrerin Sauer aus Arnoldstein, auf Schloss Wasserleonburg besuchen. Gerhild Carlström, eine Weitwanderin und Mitautorin des Wanderführers zum "Weg des Buches", wird sich zu uns gesellen. Ich danke wieder einmal dem "Weg des Buches" für die vielen "Ergehungen", die mein Leben bereichern.

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Pilgertagebuch Tag 31

Neunzehnte Wanderetappe am Mittwoch, den 16. Juni von Nötsch nach Bad Bleiberg

Es ist 18.00 Uhr, ich sitze in einem gemütlichen Gästezimmer. Regenwolken wechseln mit einzelnen Sonnenstrahlen. Draußen auf der Terrasse hängt regengeschützt die frisch gewaschene Wäsche. Herinnen ist alles ordnungsgemäß verstaut. Ich genieße, erfrischt durch die Dusche und ein Kaltgetränk, den ausklingenden Tag. Meine Gedanken gehen auf den Vortag zurück, auf die stimmungsvoll, berührende Andacht mit Frau Pfarrerin Sauer, den gemeinsamen Abendtisch mit der Andachtsgemeinde in einem kleinen, freundlichen Gasthaus: eine ideale Atmosphäre zum näher Kennenlernen. Christa und Ulrich brachten mich noch zum Quartier. Beim Aussteigen aus dem Auto fragte ich mich: Fühle ich mich gerade zurückgelassen oder freigelassen für die nächsten Etappen?

Heute in der Früh starker Regen. Vor dem Abmarsch um 10.00 Uhr besuche ich die Kirche in Saak für meine Morgenandacht und schicke noch einmal ein "Ballast-Packerl" nach Hause. Auf dem Weg an den Flanken des Dobratsch nach Bad Bleiberg begleiten mich Elfi, Anneliese und Lotte. Nach starken Regenfällen steigen wir in dampfenden Wäldern auf. Vergleiche mit Tropenwäldern werden laut. Wir kommen gut voran, einige Weggabelungen und -verläufe lassen mich aber immer wieder zur Karte greifen. Dem Abstieg nach Wurzenbach stellt sich eine vermurte Stelle entgegen. Ein Bagger belädt emsig einen LKW mit Schüttgut. .... Als der Baggerführer uns sieht, zieht er mit der Schaufel eine Schneise für uns. Einstimmiger Tenor in der Gruppe: Noch nie hat jemand vor uns für uns einen Weg bereitet! Nach einer Stärkung in einem Knappen-Gasthof empfängt uns Pfarrer Boeck zuerst in der Kirche und dann im Gemeindehaus mit Kaffee und Kuchen. Mit Glück- und Segenswünschen werden wir wieder auf den Weg geschickt.

Morgen werde ich auf meiner vorletzten Etappe nach Villach wieder allein sein. Wie schnell sich eine lange Reise ihrem Ende entgegen neigen kann ...

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Pilgertagebuch Tag 32

Zwanzigste Wanderetappe am Donnerstag, den 17. Juni von Bad Bleiberg nach Villach

Früher Aufbruch; Abschied von einer fürsorglichen Gastgeberfamilie. In ihr Haus möchte ich gern wieder eintreten.
Die Wolken hängen tief im Hochtal, aber es ist nicht kalt. Zügig geht es bergan zum Hundsmarhof. Vereinzelt Wildanblick, der Wald strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Bei einem Kruzifix halte ich meine tägliche Andacht. Der Bibelleseplan, der dem Wanderführer "Der Weg des Buches" beigelegt ist, ist mir ein treuer und wertvoller Begleiter geworden. Zu Mittag erreiche ich mein Etappenziel ohne einer Menschenseele begegnet zu sein. Erst der prachtvolle Anblick von der Genottenhöhe auf Villach führt mich schlagartig in eine belebtere Welt. Über einen schattigen Fußweg geht's ins Zentrum zu meinem heutigen Quartier. Nach dessen Bezug und einer kleinen Stärkung bereite ich mich auf meinen Vortrag zum Thema "Bilder und Geschichten über den 'Weg des Buches'" im Pfarrsaal der Evangelischen Stadtkirche vor. Die Veranstaltung macht mir Freude. Das Publikum ist zahlreich, die technische Ausstattung perfekt, die Bewirtung danach liebevoll und verwöhnend. Ich danke den Damen und Herrn Pfarrer Rudolf Waron für ihre freundliche Begleitung. Am Abend führt mich ein Spaziergang durch die Stadt am Bahnhof (ich hole mir Fahrpläne für die Rückfahrt) und am Brauhof vorbei. Es war so etwas wie eine Hofwanderung.

Mit Wehmut und Abschiedsgefühlen aber auch mit dankbarer Freude, es so weit geschafft zu haben, sehe ich meinem letzten Wander-Pilger-Tag entgegen. :(

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Pilgertagebuch Tag 33

Einundzwanzigste und letzte Wanderetappe am Freitag, den 18. Juni von Villach nach Agoritschach

Ich stehe früh am Morgen auf. Der letzte Wandertag, meine letzte Etappe auf dem "Weg des Buches" ist angebrochen. Nicht Freude, das Ziel fast erreicht zu haben, sondern Wehmut und Abschiedsschmerz erfüllen mich. Heute m u s s ich mich vom "Weg des Buches" verabschieden, er endet nun einmal in Agoritschach. Schlagartig wird mir die Bedeutung des folgenden Satzes bewusst: Der Weg ist das Ziel, aber nicht das Ende! Heute möchte ich alles in die Länge ziehen und solange wie möglich ausdehnen. Meine Begleiterinnen Hilde, Annelies, Elfi, Gerhild und Frau Pfarrerin Renate Sauer begleiten mich liebevoll über den Römerweg durch das Naturschutzgebiet die Schütt und das Steinerne Meer nach Arnoldstein und dann hinauf bis nach Agoritschach. Derr Weg ist abwechslungsreich. Auf den letzten 100 Metern sehe ich den Turm der Evangelischen Kirche von Agoritschach vor mir näherkommen. Bei ihr endet der Weg. Wie gerne würde ich einfach weitergehen, das Ende hinauszögern, so vertraut ist mir der "Weg des Buches" geworden!

Nach einer Erfrischung im der Kirche gegenüberliegenden Gasthof, wo ich heute auch übernachte, gehe ich noch vor dem Gottesdienst in die Kirche und danke für den Segen, der auf meiner 33-tägigen Pilgerschaft lag. Langsam füllt sich die herzallerliebste Kirche, auf der Empore versammelt sich der Seltschacher-Agoritschacher Chor. Frau Pfarrerin Sauer gestaltet einen mich zutiefst berührenden, ja direkt aufwühlenden Gottesdienst. Ihre Predigt und ihre Segnung sowie der wunderbare Chor heben mich aus der Gegenwart heraus, lassen mich gleiten ...

Beim anschließenden Zusammenkommen im Gasthaus ist Gelegenheit viele fröhliche Gespräche mit den KirchbesucherInnen der Gemeinde Agoritschach-Arnoldstein zu führen. Mein Magen lässt auch wieder Nahrung seit dem Frühstück zu. Am Abend bekomme ich noch Besuch von der Weg-des-Buches-Projektleiterin Charlotte Matthias vom Evangelischen Zentrum aus Wien. Sie hat mich von Anfang an, d.h. von der Idee über die Planung und Organisation bis zur täglichen Eingabe der per Fax geschickten Texte in die Weg-des-Buches-Homepage, begleitet. Sie war immer ansprechbar und hilfsbereit. Sie war die unumgängliche Unterstützung aus dem "Basislager". Ich verbringe mit ihr einen für diesen besonderen Tag würdigen Abend mit dem Rücken zur warmen Außenwand des Gasthofes und dem Blick direkt auf die beleuchtete kleine Kirche von Agoritschach, die 1785 als Bethaus eingeweiht und 1899 mit einem Turm versehen wurde. Sie steht am Hügel auf einer Wiesen direkt vor uns und ist ein freundliches und einladendes Endziel unseres "Weg des Buches" mit menschlichen Maßen.

Geschriebenes (mein Pilgertagebuch) und Erlebtes fließen im Gespräch zusammen zu meinem "Weg des Buches". Möge dieser Weg noch viele Pilgerinnen und Pilger zu Erkenntnissen, Einblicken, zu Ein- und Aussichten führen, ihnen die Schöpfung und auch den Glauben (wieder) näherbringen und in ihnen die Vorfreude auf eine weitere Weg-des-Buches-Pilgerwanderung wecken.

Ich bin dem HERRN dankbar, dies alles erlebt zu haben. Meine Dankbarkeit ist gepaart mit der Hoffnung noch oft auf diesem Weg gehen zu können.

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